Konstanz ist ein wichtiger Faktor für den Erfolg des Red Bull KTM-Teams; eine Mannschaft, die die MX2 von 2008 bis 2014 und sowohl die MX2 als auch die MXGP von 2010 bis 2014 dominiert hat. Das Team um Claudio De Carli konzentriert sich mit Tony Cairoli auf die MXGP, während Dirk Gruebel das MX2-Team um Jeffrey Herlings und die beiden Talente Pauls Jonass und Davy Pootjes leitet.
Für die Saison 2016 entschieden sich KTM und De Carli, ihr Team weiter zu verstärken und verpflichteten den seit Kurzem 25-jährigen Niederländer Glenn Coldenhoff, ein talentierter und fokussierter Fahrer, der 2013 mit KTM seinen ersten GP-Sieg feierte, bis zu einer Verletzung in der Saison 2014 mehrere Podiumsplätze einfuhr und dann letzten Sommer, in seiner ersten Saison in der MXGP und mit einem 450ccm-Motorrad, beim Grand Prix von Lettland seinen ersten MXGP gewann.
Ruhig, mit einem breiten Lächeln, sympathischen Auftreten und einer Entschlossenheit, die im Grand Prix-Fahrerlager, das voll von zielstrebigen und engagierten Athleten ist, ihresgleichen sucht, ist Glenn Coldenhoff ein aussichtsreiches Talent. Ein Naturtalent auf Sand, das unermüdlich nach Verbesserung in jedem Bereich strebt; manchmal kann es regelrecht ermüdend sein, mit „The Hoff“ zu sprechen, denn man hat einfach den Eindruck, dass diesem jungen Mann einfach nie der Atem ausgeht.
Glenn Coldenhoff (NED) KTM 450 SX-F 2016
Ausgestattet mit einem gesunden Sinn für Humor, ist Glenn für jeden Spaß zu haben. In Kombination mit seinem unkomplizierten Charakter und seiner Zielstrebigkeit, ist es nicht verwunderlich, dass Leute wie De Carli und KTM-Motorsportdirektor Pit Beirer auf ihm aufmerksam wurden und daher kaum eine Überraschung, dass er für diese Saison einen Platz im KTM-Team erhält, dass 2016 wieder MXGP-Weltmeister werden will. Kurz vor dem ersten Training zum ersten von achtzehn Rennen in Losail/Katar am letzten Wochenende schnappten wir uns den Niederländer für ein kurzes Gespräch …
Deinen ersten Grand Prix hast du auf einer KTM gewonnen. Als es letztes Jahr zu Gesprächen mit dem Werksteam kam, hattest du da bereits eine Vorstellung, wie es sich anfühlen würde, wieder eine KTM zu fahren und Teil des Teams zu sein? „Ja, ich hatte eine bestimmte Vorstellung. Es gibt einen großen Unterschied zwischen den japanischen Motorrädern und denen aus Österreich und den konnte ich von Anfang an spüren. Wie du gesagt hast, bin ich in der MX2 bereits mit einer KTM gefahren und um ehrlich zu sein, war das der Punkt, an dem ich begann, erste Erfolge zu feiern. Von da an konnte ich mit einem guten und schnellen Bike gute Ergebnisse einfahren. Das war ein wichtiger Schritt in meiner Karriere und jetzt bin ich zurück! Ich hoffe, ich kann jetzt ähnliche Fortschritte machen.“
„Wie du gesagt hast, bin ich in der MX2 bereits mit einer KTM gefahren und um ehrlich zu sein, war das der Punkt, an dem ich begann, erste Erfolge zu feiern.”
Im Werksteam zu fahren bedeutet, du bekommst die volle Unterstützung, die du brauchst, gleichzeitig kann es aber auch zusätzlichen Druck bedeuten. Letztes Jahr musste Tommy Searle die Erfahrung machen, dass man es sich nicht leisten kann, schlechte Ergebnisse einzufahren … „Da ist was Wahres dran, aber ich habe einen Zweijahresvertrag unterschrieben und ich bin mir sicher, dass wir alle das gleiche Ziel verfolgen. Ich trainiere jeden Tag und habe das Ziel, in dieser Klasse zu den Topfahrern zu gehören. Dieses Gefühl, sein Bestes geben zu wollen und das bestmögliche Ergebnis zu erzielen, ist immer da. Von Seiten des Teams gibt es keinen Druck und wir streben immer nach Verbesserungen. Im Winter haben wir viel getestet, um das Bike perfekt abzustimmen und vorzubereiten. Ich bin ziemlich glücklich, dass ich diese Chance bekomme und weiß, dass sie an mich glauben. Schon immer habe ich zu diesem Team aufgeschaut. Jeffrey [Herlings] fährt schon lange in diesem Team und die Motorräder sind einfach unglaublich. Ich war ziemlich aufgeregt, als ich den Vertrag unterschrieben habe und konnte es kaum erwarten, mit der Arbeit zu beginnen.“
Wie waren die ersten Monate? Musstest du dich an die vielen Tests und die zahlreichen Optionen erst gewöhnen? „Nicht wirklich. Ich habe mit dem Setup begonnen, das Tony [Cairoli] gefahren ist und um ehrlich zu sein, hat es sich von Beginn an sehr gut angefühlt, weil die Basis hervorragend und der Motor sehr stark ist, was mir entgegen kommt. Ich denke, die Tests in den letzten zwei Monaten haben uns einen großen Schritt nach vorne gebracht.“
Glenn Coldenhoff (#259, NED) & Tony Cairoli (#222, ITA) KTM 450 SX-F Katar 2016
Ging es bei den Tests hauptsächlich um die Federelemente? „Ja, hauptsächlich ging es darum, eine bessere Abstimmung zu finden. Ich bin, was die Balance des Motorrads angeht, sehr präzise. Am Motor haben wir kaum etwas verändert, der hat von Anfang an gepasst. Außerdem haben wir verschiedene Auspuffsysteme von Akrapovič getestet, was uns definitiv einen Schritt voran gebracht hat.“
Du hast deinen Wechsel zeitlich gut angepasst; es scheint, als hätte KTM die beste 450 SX-F aller Zeiten gebaut … „Stimmt, aber ich bin die alte KTM 450 SX-F nie gefahren, als ich vor ein paar Jahren in der MX2 für KTM gefahren bin … nicht mal die KTM 350 SX-F. Als ich unterschrieben habe, hat mich jeder gefragt, ob ich jetzt mit der 350 SX-F fahre, aber darüber haben wir im Team nie gesprochen und ich bin von Anfang an sehr gut mit der 450 SX-F zurechtgekommen.“
Du bist bisher immer in niederländischen oder belgischen Teams gefahren. Wie fühlst du dich in einem italienischen Team? „Ziemlich gut, auch wenn der Lebensstil etwas anders ist. Am meisten hatte ich damit zu kämpfen, dass sie so spät zu Abend essen! Wir sind daran gewöhnt zu frühstücken, gegen zwölf essen wir Mittag und gegen sechs gibt es Abendessen. Das Team isst meistens nicht vor acht! Es war das einzige, an das ich mich wirklich gewöhnen musste und nah wie vor muss. Insgesamt ist die Atmosphäre im Team aber sehr entspannt, was mir gut gefällt.“
2016 ist deine zweite Saison in der MXGP-Klasse. 2015 bist du mit dem bescheidenen Ziel von Top 10- und Top 8-Ergebnnise in die Rennen gegangen. Dir sind gute Ergebnisse gelungen, wie der Sieg in Lettland oder das Podium in Assen, aber gleichzeitig bist du auch oftmals außerhalb der Top 10 ins Ziel gekommen und du musstest zwei Verletzungen überwinden … „Das ist wahr, es war ein Auf und Ab. Es ging schon ziemlich schlecht los, mit gebrochenen Zehen an jedem Fuß und wenn du in so einer starken Klasse nicht zu 100% fit bist, dann hast du kaum eine Chance. Ich hatte ein paar sehr schöne Höhepunkte in der Saison 2015, daran wollen wir anknüpfen und die schlechten Ergebnisse reduzieren. Mein Training und meine Herangehensweise an die Rennen hat sich kaum verändert. Durch mein Trainingsprogramm mit Joel Smets habe ich versucht, mich in allen Bereichen zu verbessern, aber das Training im Fitnessstudio und die medizinische Betreuung ist die gleiche.“
Glenn Coldenhoff (NED) KTM 450 SX-F Katar 2016
Das letzte Mal, dass du vollständig gesund in eine Saison gestartet bist, war 2014. Damals hast du drei Podestplätze in den ersten fünf Rennen eingefahren. Besteht die Chance, dass sich so etwas noch einmal wiederholt? „Es wird sicherlich schwieriger, denn die Klasse ist hartumkämpft, aber im Moment denke ich, dass alles passieren kann! Die ersten drei internationalen Rennen liefen nicht besonders gut für mich; ich hatte hatte Probleme mit Arm-Pump und habe ein paar Sekunden auf die Topfahrer verloren; am Ende war es ziemlich viel Zeit, aber Grand Prix-Rennen sind anders und in den Trainings hast du Zeit, dich an die Strecke und die Bedingungen gewöhnen.“ Ich weiß, du bist nicht gern der ‘Superstar’ oder jemand, der gerne im Rampenlicht steht. Kommt es dir entgegen, dass Tony dein Teamkollege ist und sich die meiste Aufmerksamkeit auf ihn konzentriert? So kannst du einfach dein Ding machen … „Irgendwie schon. Er ist sehr berühmt, vor allem in Italien und manchmal ist es ziemlich verrückt. Ich halte mich lieber ein wenig im Hintergrund und mache in Ruhe meine Arbeit. Damit bin ich zufrieden.“
Das KTM-Orange ist perfekt für Niederländer! Drei von fünf Fahrern aus dem Red Bull KTM-Team stammen aus den Niederlanden … „Das stimmt! Um ehrlich zu sein, gefällt mir das ziemlich gut. Drei Niederländer im besten Team der Welt – das ist etwas Besonderes! Mein Mechaniker, der mit mir zu KTM gewechselt ist, ist ebenfalls Niederländer, genauso wie der Mechaniker, der für Davy arbeitet.“
Wenn Herlings dieses Jahr verletzungsfrei bleibt, dass habt ihr ein sehr starkes Team für das Motocross of Nations … „Es wäre großartig, wenn wir drei Fahrer aus dem gleichen Team eine Mannschaft wären. Wenn wir zu dieser Zeit alle stark fahren, wird es wahrscheinlich so kommen.“
Glenn Coldenhoff (NED) KTM 450 SX-F Katar 2016
Fotos: KTM
Kommentarer